Stadt fahndet weiter nach geraubter Kunst
Museen dokumentieren „verdächtige“ Objekte aus ehemaligen Kolonien. Bislang gibt es aber nur wenige relevante Funde.
Aachener Nachrichten, 15. Juni 2019
Von Matthias Hinrichs
Aachen In den städtischen Museen werden derzeit vor allem Kunstwerke aus den ehemaligen Kolonien in den Fokus gerückt: Gibt es auch in Aachen Objekte, die als sogenannte Raubkunst nach Aachen gekommen sind und ihren Herkunftsländern zurückgegeben werden müssten? Mit der Frage beschäftigen sich die Experten spätestens seit Bundesregierung und Länder im März dieses Jahres erste „Eckpunkte zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten“ veröffentlicht haben. Auch bei der jüngsten Tefaf in Maastricht ist dem Thema eine eigene Abteilung gewidmet worden.
Im Februar hat die Fraktion DIE LINKE im Rat die Verwaltung aufgefordert, Kulturgüter aus ehemaligen Kolonialgebieten insbesondere in Afrika unter die Lupe zu nehmen: Es sei zu prüfen, ob sie unter diese Kategorie fallen könnten, gegebenenfalls müssten „Prozesse zur Rückgabe“ eingeleitet werden. „Die Spurensuche läuft bereits, wir sind dabei zu ermitteln, ob es auch in Aachen entsprechende Objekte gibt“, berichtete Olaf Müller, Leiter des Kulturbetriebs, jetzt im Kulturausschuss. So müsse zunächst definiert werden, was genau als „Raubkunst“ klassifiziert werden könne. Denn viele Werke seien durchaus offiziell erworben oder auf anderen „legitimen“ Wegen in die städtischen Sammlungen aufgenommen worden. „Verdächtige“ Stücke seien zwecks näherer Bestimmung fotografisch erfasst worden.
Dabei handele es sich um insgesamt etwa drei Dutzend Objekte, die vor allem im Zollmuseum, vereinzelt auch im Suermondt-Ludwig-Museum gesichtet worden seien. Bei den Exponaten des Zollmuseums habe man es in der Regel vermutlich allerdings mit „folkloristischem Nippes“ aus jüngerer Zeit zu tun, heißt es im Bericht des Kulturbetriebs. Einige Schnitzarbeiten aus Holz, Knochen oder Elfenbein aus dem Depot des Suermondt-Ludwig-Museums seien ferner nicht als typische und originäre Kunst zu bezeichnen. Vielmehr sei davon auszugehen, dass sie eigens „als seinerzeit gut bezahlte Exportartikel“ angefertigt worden seien.
Ungewöhnlicher Impuls
Gleichwohl soll die Identifizierung etwaiger Raubkunst fortgesetzt werden, berichtete Professor Frank Pohle, Leiter der Route Charlemagne, im Ausschuss. So habe die Stadt sich beim Deutschen Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg (gegründet 2015) erkundigt, ob die Nachforschungen der städtischen Experten gegebenenfalls mit Zuschüssen durch den Bund unterstützt werden könnten. Dies, so die prompte Antwort, sei auf Antragsbasis durchaus möglich. Pohle: „Übrigens war es dort bislang unbekannt, dass der Impuls für eine solche Anfrage aus den Reihen der Politik kam.“
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