Ratsantrag: Kein Platz den Hohenzollern
Linke wollen Hohenzollernplatz umbenennen
Nähe zu den Nationalsozialisten? Partei will Platz im Aachener Osten nicht länger nach der Herrscherfamilie benannt wissen.
Aachener Nachrichten, 19. Februar 2020
Aachen „Kein Platz den Hohenzollern“ haben die Linken einen Ratsantrag überschrieben, in dem sie nun die Umbenennung des Aachener Hohenzollernplatzes fordern. In ihrer Begründung beziehen sie sich auch auf die gegenwärtige Diskussion um die Mitverantwortung der einstigen Herrscherfamilie am Aufstieg der Nationalsozialisten.
Insbesondere die von Georg Friedrich Prinz von Preußen, Chef der brandenburg-preußischen Hohenzollern, geführten umstrittenen Verhandlungen mit der Bundesrepublik um Entschädigungen für einstige Besitztümer haben die Familie im vergangenen Jahr wieder stärker in den Blick der Öffentlichkeit gebracht. So fordern die Hohenzollern einen Ausgleich beziehungsweise die Rückgabe von Kunstwerken und Immobilien für Enteigungen durch die sowjetische Besatzungsmacht in der 1940er Jahren. Nach Gesetzeslage ist dies nur möglich, wenn sie der Nazi-Diktatur keinen „erheblichen Vorschub“ geleistet haben.
Thema bei Jan Böhmermann
Die zunächst unter Verschluss gehaltenen Einschätzungen der Historiker zu diesem Thema hat nicht zuletzt der Satiriker Jan Böhmermann im vergangenen Jahr mit seinem Beitrag über die Hohenzollern (#prinzdumm) im ZDF-Fernsehen öffentlich gemacht. Unter anderem beleuchtete er darin auch die Rolle von Kronprinz Wilhelm als zeitweiligen Hitler-Verbündeten, auf den sich nun auch die Linken beziehen.
Wilhelm Prinz von Preußen habe am 21. März 1933, dem sogenannten Tag von Potsdam, „der wichtigsten Propagandainszenierung zur Errichtung der Diktatur“, so die Linken, „eine bedeutsame symbolische Rolle“ gespielt. „Es ist historisch unbestritten, dass Teile der Hohenzollern den Aufstieg der Nationalsozialisten mitbereiteten und mit ihnen kollaborierten“, heißt es im Antrag der Linken. Sie verweisen zudem auf die Kolonialzeit, in der das deutsche Kaiserreich unter Führung Wilhelm II. erste Völkermorde begangen habe. Auch trage das deutsche Kaiserreich die Hauptschuld am Ausbruch des Ersten Weltkriegs. „Diese Geschichte sollte nicht mit einem Namen für einen Stadtplatz geehrt werden“, meinen sie.
In die Umbenennung sollten aus Sicht der Linken nicht nur Historiker und Experten, sondern auch Anwohner einbezogen werden, die auch Vorschläge für einen neuen Namen machen sollten. Wann über den Antrag beraten und entschieden wird, ist noch offen. In den zurückliegenden Jahren hat es mehrfach Umbenennungen von Straßen wegen der geistigen Nähe der Geehrten zu den Nationalsozialisten gegeben, dazu zählte zuletzt die Agnes-Miegel-Straße, die jetzt Nelly-Sachs-Straße heißt, dazu gehörten aber auch die Graf-Schwerin-Straße, die längst wieder Kornelimünsterweg heißt, oder die Diemstraße, die heute Heidbendenstraße heißt. (gei)
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